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David Fetzer

Doktorand

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Historisches Seminar
Professur für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas
79085 Freiburg im Breisgau

Email: david.fetzer@saturn.uni-freiburg.de


Wissenschaftlicher Werdegang

seit April 2019 Doktorand an der Professur für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas, Prof. Dr. Jörn Leonhard
2015-2016 Auslandsaufenthalt an der University of Dundee, Schottland
2014-2019 Studium der Vergleichenden Geschichte der Neuzeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Abschluss M.A.
2011-2014 Studium der Neueren und Neuesten Geschichte und der Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Abschluss B.A.

Promotionsprojekt

Politische Parteien und Schutzvereinigungen in Böhmen und Irland, 1885-1914

Das Dissertationsprojekt untersucht die Beziehungen zwischen politischen Parteien und nominell unpolitischen Schutzvereinigungen in Böhmen und Irland zwischen 1885 und 1914, mit einem besonderen Fokus auf den deutschnationalen Mehrheitsparteien in Böhmen und Österreich und den irischen Unionisten. Die maßgeblichen, untersuchten Schutzvereinigungen sind der irische Oranierorden und der Bund der Deutschen in Böhmen, die jeweils eng mit unionistischen beziehungsweise deutschnationalen Parteien verflochten waren. Beide Schutzvereinigungen arbeiteten in der Praxis als parteipolitische Vorfeldorganisationen, die sich zugleich bewusst von der Parteipolitik abgrenzten. Aus der engen personellen Verflechtung zwischen Parteien und Schutzvereinigungen ergaben sich erstens zeitpunkt- und kontextabhängige Kooperations- wie auch Konfliktfelder, deren Entwicklung und Ausgestaltung das Dissertationsprojekt nachspürt. Besonderes Interesse gilt dabei dem Auftreten und der Selbstidentifikation von Politikern, die zugleich hochrangige Positionen innerhalb von Schutzvereinigungen innehatten.

Zweitens werden die Wechselwirkungen zwischen regionalen, nationalen und imperialen Selbstverortungen analysiert. Mit den irischen Unionisten und den deutschnationalen Mehrheitsparteien sowie den jeweiligen Schutzvereinigungen stehen Akteure im Mittelpunkt, deren Beziehung zu Imperium und Gesamtstaat sich in spezifischer Weise artikulierte. Einerseits waren sie auf den Rückhalt der britischen beziehungsweise österreichischen Gesellschaft und politischen Elite angewiesen, um ihre föderale Minderheitenrolle in Böhmen und Irland zu kompensieren. Andererseits befanden sich ihre Hochburgen in jenen Teilgebieten Irlands und Böhmens, wo Unionisten beziehungsweise Deutsche eine regional konzentrierte Minderheit bildeten. Dort lehnten wichtige Teile der Wählerschaft und Schutzvereinigungen jene Kompromisse ab, die für politischen Einfluss auf imperialer Ebene oftmals notwendig waren. Parteien und Schutzvereinigungen oszillierten unter diesen Bedingungen zwischen imperial-nationaler und regional-nationaler Positionierung, und setzten beide Ebenen in sich wandelnder Form zueinander in Beziehung. Dies ermöglicht drittens eine Analyse der sich verändernden politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zwischen 1885 und 1914, wobei die Schutzvereinigungen diese sowohl aktiv prägten als auch durch sie beeinflusst wurden. Punktuell wird auf zudem auf den Einfluss der irischen und tschechischen Nationalbewegung sowie politischer Alternativangebote eingegangen.